Dorsten und Apfelbäume

Mensch und Waschbär sind in Dorsten zu Besuch. Früher hat man noch geschrieben “Dorsten in Westfalen”. So eine genaue Angabe ist heute nur noch üblich, wenn es Verwechslungen geben könnte: Frankfurt am Main, Frankfurt an der Oder. Dorsten gibt es aber nur einmal, einzigartig sozusagen.

 

Mutti 2018-04-20 neuer RollatorWir haben einen schönen, alten Apfelbaum im Garten. Früher waren es zwei plus mindestens einem Birnenbaum und zwei Pflaumenbäume. Nur ein Apfelbaum hat bis heute überlebt und trägt jedes Jahr fleißig große, süße und saftige Früchte.

 

Früher waren drei, vier oder mehr Obstbäume in den Gärten der Zechen-Kolonien üblich. Zurück geht das auf die Zeit zwischen 1920 und 1930. Damals wurden den Bewohnern Obstbäumchen angeboten, die vermutlich nicht allzu teuer waren. Keiner der Mieter hätte das Geld gehabt, teure Bäume zu pflanzen. Ich kann mich aber gut daran erinnern, das Kirsche, Apfel, Pflaume, Birne, seltener Aprikose oder Pfirsich eine übliche Gartenbestückung in Dorsten-Holsterhausen waren. Schließlich sollten die großen Gärten den Bergleuten nicht nur Kartoffeln, Bohnen und Möhren, sondern auch frisches Obst liefern. Das ist ganz nett in diesem PDF beschrieben.

IMG_0702In unserem Garten steht eine alte Sorte: der Kaiser-Wilhelm-Apfel. Eigentlich heißt der Apfel “Peter Broich”, aber richtig bekannt wurde erst unter seinem neuen Namen. Der Apfel ist groß, süßlich und saftig. Auf der besonnten Seite wird er rot mit vielen kleinen Sommersprossen.

Er lässt sich ohne Probleme bis zum April des folgenden Jahres draußen im Schuppen lagern und wird dann mürbe und weich, aber nicht schrumpelig.

IMG_0700Der Baum wird groß und hat eine halbkugelige, ausladende Krone. Wird er nicht regelmäßig beschnitten, wächst einem der Baum wortwörtlich über den Kopf – die langen Reiser müssen jedes Jahr gestutzt werden.

 

 

Da muss ich mich mal einschalten. Ich als Waschbär könnte ja problemlos bis in die Krone klettern, aber die Menschen! Keine Pfoten, keine Krallen, gar nix. Die brauchen Leitern, um so hoch zu klettern.
Die ganze Nachbarschaft hält immer die Luft an, wenn der Vater meines Menschen die große Leiter holt und in den Baum klettert. Er kann das auch nicht heimlich machen, denn sein Kopf guckt oben aus dem Baum raus, wenn er da oben steht. Und der ist ganz weißbehaart – richtig leuchtend. Sieht jeder. Meilenweit.
Dann gibt es ein großes Geschrei und Schimpfen und alles. Aber der Vater meines Menschen hat einen Dickschädel. Noch schlimmer als mein Mensch, die kann ja auch … oweia!

Jetzt reicht es. Familiengeschichten werden hier nicht ausgeplaudert!

Weiter mit dem Kaiser-Wilhelm-Apfel: Weil der Baum so hoch und ausladend wird, wurde er viele Jahrzehnte nicht mehr verwendet. Heute wird der Apfel wieder gepflanzt und ist in einigen Baumschulen erhältlich. Informationen zu dieser attraktiven Sorte gibt es unter anderem hier.