Von Muenchen nach Kufstein–Tag 2

20180821_084918Heute habe ich zwei neue Worte gelernt: Doline und Purlepaus. Sowas lernt man kennen, wenn man mit dem Fahrrad fährt und dann auch noch die Augen aufmacht.
Wollt Ihr auch wissen, was das ist? Mein Mensch erklärt es Euch!

Der Waschbär ist nicht alleine mit dem neuen Wissen – wir haben auch mal wieder was dazugelernt.

22-08-_2018_15-41-21Gestern sind wir bis Derndorf bei Bad Feilnbach gekommen und heute weitergefahren über Brannenburg und Flintsbach zum Innradweg West. Es ist möglich, den Inn auf der östlichen, österreichischen Seite oder der westlichen, deutschen Seite zu radeln. Wir sind beide schon gefahren und finden die östliche Seite etwas fade – man fährt auf dem Damm und das war’s. Das ist ein wenig langweilig.

Von Derndorf haben wir zuerst eine kleine Schleife nach Norden gedreht, weil wir nicht entlang der Straße fahren wollten. Dabei kann man gut dem Bodensee-Königssee-Radweg folgen und durch weite Wiesen und Apfelplantagen rollen. Ein Stück weiter gibt es eines der vielen Moore dieser Gegend, die Sterntaler Filzen.

20180821_085022Soweit sind wir nicht gefahren, sondern vorher wieder nach Süden abgebogen auf Brannenburg zu. Brannenburg haben wir etwas oberhalb der Ortsmitte gequert und sind durch Obstgärten, Wiesen und Weiden gefahren. Bevor es zum Wendelstein hoch geht, sind wir wiederum abgebogen nach Osten in Richtung Flintsbach und somit in Richtung Inn.

20180821_093701Kurz vor Flintsbach gibt es ein Loch in der Erde. Hier hat der Waschbär sein erstes neues Wissen erworben: wir stehen vor einer Doline. Auf dem Foto sieht man das nicht so richtig, weil das Loch zugewachsen war. Aber man ahnt vielleicht den Rand und den Abhang. Das Loch ist rund, wie ein Trichter geformt und geht rund 20 Meter in die Tiefe.

Diese Doline ist entstanden, weil ein unterirdischer Hohlraum eingebrochen ist. Die Leute rundherum konnten sich das Loch nicht erklären und haben sich vorgestellt, dass man darin früher Wölfe gefangen hat. So hat die Doline den Namen “Wolfsgrube” bekommen.

Aus diesem Loch wäre jeder Waschbär rausgekrabbelt und Vetter Isegrimm hätte sich auch nicht darin halten lassen. Sooo einfach kann man uns nicht fangen!

Ab Flintsbach geht es ins Inntal – ab hier ist es nicht besonders schön, auf der einen Seite fließt der Inn (der allerdings sehr schön ist), auf der anderen Seite verbreitet die Autobahn Krach und die Bahnlinie quetscht sich auch noch dazu. So hat man in Richtung Osten einen schönen Blick, aber wenn man sich umdreht, sieht man die LKWs vorbeirauschen. Der Inn fließt hier sehr langsam, weil es oberhalb eine Staustufe gibt und so bilden sich Inseln und Schilfgebiete.

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Blick über den Inn nach Osten           Blick auf die Autobahn (in der Baumlücke)

Nach wenigen Kilometern ist der Autolärm auch überstanden, die Inntal-Autobahn überquert den Inn auf die österreichische Seite und man hat bis Kufstein seine Ruhe.

20170822_131214_001 1Wenn die Autobahn den Inn wieder auf die westliche Seite quert, ist man schon in Kufstein und sieht die Festung. Jetzt queren WIR den Inn auf die österreichische Seite. Das Bild auf Kufstein und die Festung ist vom letzten Jahr – heuer habe ich keines gemacht, aber wir haben auf der gleichen Innbrücke gestanden.

Restaurant Purlepaus KufsteinUnd mit der Festung hat die Purlepaus zu tun. Heute ist “Purlepaus” für alle Touristen erstmal das bekannteste Restaurant am Ort, neben dem Auracher Löchel.

 

 

DSC04182Die Purlepaus war aber kein Fresstempel, sondern eine für die damalige Zeit gewaltige Kanone. Sie steht heute noch in der Festung zusammen mit ihrer Schwester, der Weckauf. Woher der Name “Purlepaus” kommt, weiß man nicht; “Weckauf” muss man nicht erklären …

Kufstein war immer eine Stadt, um die sich Bayern, Tirol und das Habsburger-Reich Österreich gekabbelt haben. Jeder wollte sie haben, weil sie den Inn so herrlich bewacht. So haben Ort und Festung ständig die Herrschaft gewechselt, manchmal friedlich (so kam Kufstein 1342 als Brautgeschenk) nach Tirol, manchmal nach langen Kämpfen wieder zurück nach Bayern.

20180821_1815311505 haben sich mal wieder Bayern und Tiroler gestritten und Kaiser Maximilian von Habsburg war mittenmang dabei. Er reklamierte die Burg kurzerhand für sich, was dem bayerischen Kommandanten nicht so ganz gefiel. Der schwor zwar zuerst einen Eid auf den Kaiser, wechselte dann aber auf die Seite der Pfälzer (was er sich gut bezahlen ließ). Das wiederum gefiel Maximilian nicht und hier kommen Purlepaus und Weckauf ins Spiel. Eisenkugeln von 100 kg Gewicht wurden gegen Burg und Stadt geschmettert, was die nicht lange aushielten. Der Burgkommandant war zwar so frech, die Burgmauern mit Besen zu kehren, um zu demonstrieren, dass die Kugeln nicht mehr Schaden anrichten könnten … aber schlussendlich musste er kapitulieren. Die Szene wird heute noch am Auracher Löchel bildlich dargestellt: der Burgkommandant mit dem Besen in der Hand und Maximilian mit der Purlepaus.

Zu Ehren der Purlepaus und ihrer riesigen Kanonenkugeln gibt es im Restaurant Purlepaus den “Kugeligen Kult”: Die Kaiser Max Kugel und die Purlepaus Kugel für zwei Personen mit allem, was die Küche hergibt. Ich garantiere Euch, dass Ihr nach solchen Kugeln auch das Gefühl habt, mindestens 100 kg auf die Waage zu bringen!

Kufstein ist das Ende unserer Tour, wir übernachten hier noch einmal und genießen die gute Tiroler Küche (nein, keine Purlepaus-Kugel!). Am nächsten Tag geht es mit dem Meridian (der Regionalbahn) in einer Stunde zurück zum Münchner Ostbahnhof.

20180820_091755Bis zur nächsten Tour

viele Grüße vom Waschbären und seinen Rad fahrenden Menschen!

 

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