Ein Tag auf Hallig Hooge

Eine Halligfahrt ist etwas Besonderes: mit der Fähre durch die Priele, vorbei an Seehundbänken auf eine Hallig mit Warften und tausenden von Ringelgänsen. Wir sind in Schlüttsiel gestartet und mit dem Wattenmeer-Ranger Martin nach Hooge gefahren. 

Hallig oder Insel? Eine Hallig ist vor Sturmfluten nicht geschützt, eine Insel schon. Ob das Wort „Hallig“ vom nordfriesischen Ausdruck für „unbedeichtes Land vor der Küste“ steht oder ob es mit „hall“ wie Salz zu tun hat, ist nicht ganz geklärt. Die Orte Hallein und Hallstatt für Orte mit Salzgewinnung sind bekannt und es wird diskutiert, ob die Hallig den gleichen Wortstamm hat – denn auch Halligen sind Zentren der Salzgewinnun gewesen.

Heute versteht man jedenfalls unter einer Hallig eine Insel, die gar  nicht oder nur sehr wenig vor Fluten geschützt ist. Die großen Halligen wie Langeness oder Hooge haben Sommerdeiche, die die Einwohner im Sommer vor ungewöhnlichen Fluten schützt. Ansonsten ist „Landunter“ bei starken Fluten, alles steht unter Wasser bis auf die Warften. Das sind künstliche Hügel, auf denen die Häuser oder Mini-Siedlungen stehen.

Hooge – Blick auf die Hanswarft mit auffliegenden Ringelgänsen

 

Auf Hallig Hooge gibt es aktuell zehn besiedelte Warften mit knapp 100 Einwohnern. Die „Hauptstadt“ ist die Hanswarft mit Bürgermeisteramt und Gemeindehaus.

Auf den Halligen gibt es kein natürliches Süßwasser, die Einwohner mussten das Regenwasser sammeln. Für das Vieh wurde ein Fething angelegt, ein runder Dorfteich inmitten der Warft. Den Ausdruck „Thing“ kennt man aus Island – ein Versammlungsplatz; „Fe“ bedeutet „Vieh“.

Fething der Backenswarft auf Hooge

Regenwasser für die Menschen wurde in Zisternen gesammelt, den Soods. Nach der katastrophalen Sturmflut 1962 wurden die Halligen Stück für Stück an die Trinkwasserleitung mit dem Festland angebunden. Auf Hooge gibt es Wasser aus dem Kran seit 1970. Man munkelt, dass die alten Frauen den Tee danach nicht mehr mochten – sie waren das Aroma gewohnt, das das Wasser aufsammelt, wenn es die Reetdächer entlang runter fließt.

Hooge und alle anderen Halligen liegen kreisförmig rund um die Insel Pellworm.  Das ist kein Zufall, denn die Halligen und Pellworm sind Überbleibsel der großen Insel Alt-Nordstrand. Sie wurde in vielen katastrophalen Sturmfluten zerrissen und überflutet. 

An einigen Stellen der untergegangenen Insel Nordstrand war das Meer flacher als anderswo und es sammelte sich nach den Sturmfluten wieder Schlick und Sediment.

Queller – lecker im Salat!

Queller und andere Pflanzen, die Salz ertragen können, siedelten sich an. Sie starben ab, mehr Schlick verfing sich in den Pflanzen, das Land wuchs wieder in die Höhe – die Kerne der meisten Halligen. Einige sind wieder untergegangen, andere sind miteinander verschmolzen, ein paar wurden mit Dämmen an das Festland angeschlossen wie die Hamburg Hallig oder Nordstrandischmoor. 

Heute bilden die außenliegenden Halligen und Sander eine Schutzbarriere für die dahinterliegenden Inseln und die Küste Nordfrieslands. Mit Sommerdeichen und Küstenschutzmaßnahmen bemüht man sich heute, die Halligen zu erhalten.

Mit der untergegangen Insel Alt-Nordstrand  sind auch viele Kirchen zugrundegegangen. Ziegel und Backsteine, Inneneinrichtungen und Glocken wurden geborgen, wenn es möglich war und an andere Gemeinden verkauft. So ist auch die Halligkirche Hooge entstanden aus den  Überresten älterer Kirchen.

Sankt Johannis auf der Kirchwarft auf Hooge

 

Das Inventar der Kirche stammt aus verlorenen Kirchen der „Uthlande“. Der alte Bezirk Osterwohld ging wie viele andere unter in der großen Sturmflut von 1634, aber Backsteine, Altar, eine Kanzel und das Gestühl wurden ebenso gerettet wie eine Glocke. Restauriert findet man heute viele Stücke dieser Kirche in Hooge. Die Türen zu den Bankreihen sind neu gestaltet, weil nur drei alte Türen erhalten sind. Sie waren ursprünglich ganz individuell gestaltet mit Namen und Jahreszahl. Am Zugang zur Orgelempore und zur Kanzel sind noch solche alten Türen zu sehen. Der alte Altar ist nicht mehr erhalten, stattdessen steht dort heute der Altar aus Klanxbüll.

 

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