Schafe! Schafe! Überall Schafe!

Auf den Deichen stehen Schafe, immer und überall. Warum eigentlich? 

Unsere Hausschafe gehören zu den ältesten Haustierrassen der Menschen. Sie stammen vermutlich ursprünglich aus Anatolien und sind seit beinahe 10.000 Jahren unsere Begleiter. Es gibt weiße und braune und gescheckte und schwarze Schafe. Sie werden wegen ihrer Wolle, der Milch oder dem Fleisch gehalten. Oder wegen ihrer Fähigkeit, Deiche zusammenzuhalten.

So ist es in Nordfriesland und Dithmarschen. Auf allen Deichen stehen Schafe, um das Gras kurzzuhalten und mit ihren festen, kleinen Hufen die Grasnarbe festzutreten. 

Schaf mit zwei Lämmern

Keiner beißt so tief das Gras ab wie das Schaf. Dadurch wächst das Gras dick und dicht nach. Auch die Wurzeln werden dichter durch den ständigen tiefen Verbiss und bilden ein dichtes Geflecht.

Kein anderes Weidetier hat so kleine Hufe und genau das richtige Gewicht für diese kleinen Hufe. Wie eine Mini-Walze stampfen die Schafhufe die Grasnarbe fest. Die Deichschäfer sind stolz auf den „Goldenen Tritt“ ihrer Schützlinge. Kühe oder Pferde haben ein anderes Verhältnis von Gewicht zu Hufgröße und treten Löcher, das kann man auf den Almen im Gebirge gut beobachten. Wo Kühe ständig an den Hängen laufen, ist die Grasnarbe zerstört und mit schmalen graslosen Pfaden und tiefen Löchern übersät. Am Deich wäre das fatal, die Löcher wären eine Eintrittspforte für die Nordsee bei Hochwasser.

Zwartbles in der Hattstedter Marsch

 

Schafe auf den Deich, besonders solche mit Lämmern, muss man unbedingt in Ruhe lassen – Kindern erklären, dass man nicht im Streichelzoo ist; nicht hinterherrennen; nicht anfassen; nicht scheuchen. Schafe möchten in Ruhe gelassen werden. Besonders, wenn Lämmer da sind, ist die Ruhe wichtig.  Geht ruhig daran vorbei, dann bleiben sie meist liegen und beachten Euch gar nicht.

Auf den meisten Deichen sind Hunde gar nicht erlaubt, auch nicht an der Leine. Wo das Mitführen von Hunden nicht ausdrücklich verboten ist, gilt immer die kurze Leine. Schafe finden Hunde so richtig gruselig – in ihren Köpfen klingeln alle Alarmglocken „Wolf!“. Pekinese oder Dogge, egal, läuft wie Wolf, riecht wie Wolf, ist Wolf, will  mich fressen, will mein Lamm fressen. Da heißt es nur noch „Rennt! Rennt!“

Wir brauchen Ruhe!

 

Streicheln finden Schafe übrigens auch ziemlich doof. Ist auch doof, anschließend müsst Ihr Euch nämlich die Hände schrubben mit Wurzelbürste und Kernseife. Sonst stinkt Ihr noch tagelang nach Schaf.

Es gibt aber eine Situation, wo man unbedingt Hand anlegen sollte: wenn eine dicke Schafmama auf dem Rücken liegt und ganz offensichtlich nicht mehr alleine auf die Beine kommt. Das überlebt so ein Schaf leider nicht lange. In diesem Fall heißt es „Schubsen!“. Man soll dann „beherzt in die Wolle des Rückens greifen“ und dem Schaf einen kräftigen Schubs zu geben, damit es wieder aufstehen kann.

Spannend finde ich es, den Schafen tief in die Augen zu gucken. Ihre Pupillen stehen wie bei den Ziegen waagerecht. Bei den Menschen ist sie kreisrund, bei Katzen steht sie senkrecht. Die waagerechte Pupille sieht sehr fremdartig aus.

Könnt Ihr Schaf und Ziege schnell auseinanderhalten?
Beide gehören zur Familie der Ziegenartigen (Caprini) und sehen sich durchaus ähnlich. Nicht alle Schafe sind weiß, es gibt auch braune oder schwarze Schafe. Beide sind Hornträger, das bedeutet, dass das Horn auf der Stirn ständig weiterwächst und nicht abgeworfen wird.
Dennoch gibt es ein einfaches Unterscheidungsmerkmal: Ziegen tragen ihren Schwanz hoch erhoben über dem Rücken, bei Schafen hängt er herunter. Eine Ziege kann ihren Schwanz auch senken, das ist wie beim Husky – normalerweise ringelt sich der Schwanz hoch über dem Rücken, aber als Unterwerfungsgeste kann auch der stolze Husky seinen Schwanz herunterhängen lassen. So auch die Ziege – frech und selbstbewusst trägt sie ihr Schwänzchen über dem Rücken, aber sie kann auch mal Demut zeigen und den Schwanz herunterhängen lassen. Das Schaf kann den Schwanz nicht hochhalten, er hängt immer herunter.

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