Chiemsee Südufer – von Prien nach Übersee

Auf rund 30 km kann man drei Beobachtungstürme besuchen und nach Enten, Zwergtauchern, Brachvögeln und Rohrweihen Ausschau halten.

Radtour Chiemsee Südufer

Startpunkt war für uns der Bahnhof Prien am Chiemsee. Vom Münchner Ostbahnhof kann man mit dem Meridian in einer knappen Stunde nach Prien fahren. Vom Bahnhof Prien muss man sich nach den Ortsschildern Ernsdorf und Harras richten, also in Richtung Seeufer. Dort trifft man zwangsläufig auf den Chiemseeradweg. Am Bahnhof direkt haben wir kein Hinweisschild gefunden.

20180906_101603Ab dem Badeplatz Schöllkopf fährt man schön gemütlich durch Schilfgebiete, Wiesen und kleine Gehölze, das Gebirge immer im Blick. Vom See sieht man allerdings nicht viel. Er verbirgt sich hinter dichten Schilfgürteln.

20180906_104531In Felden erreicht man am Medical Park wieder den See. Hier lohnt ein Abstecher zum Segelclub Irschener Winkel mit einem Beobachtungsturm. Die Bucht ist im Frühjahr und Herbst immer gut für viele Entenarten wie Reiher-, Tafel-, Schnatter-, Löffel- und Spießenten. Haubentaucher gibt es hier immer, genauso Zwergtaucher und während der Zugzeit auch Schwarzhalstaucher. Das dem Turm gegenüberliegende Schilf sollte man immer absuchen, weil hier gerne Rehe stehen. Einen Eisvogel haben wir hier auch regelmäßig gesehen.

Ich als Waschbär habe den nächsten Abschnitt “pfui” gefunden. Immer an der Autobahn entlang – laut und stinkig!

Tja, das ist leider so. Ab Felden geht es entlang der Autobahn, die mal mehr, mal weniger deutlich zu hören und zu sehen und zu riechen ist. Das ist nicht sonderlich idyllisch, aber leider nicht zu umgehen.

20180906_120627Vor Feldwies biegt der Radweg dann zum Glück nach Norden ab und man kann die Halbinsel rund um den Heinrichswinkel ausfahren. Hier wartet der zweite Beobachtungsturm, der den etwas sonderbaren Namen “Am Lachsgang” hat. Der Name stammt aus den Zeiten, als die Tiroler Ache noch an dieser Stelle in den See mündete und die Seeforellen (die Chiemsee-Lachse) zum Laichen an diese Stelle kamen. Heute mündet die Ache etwas weiter östlich, der Name ist geblieben.

Die Bucht ist im Frühjahr und Herbst voller Enten, auffallend sind besonders die Kolbenenten-Erpel mit zur Zeit lackroten Schnäbeln.

20180906_123622Da die Tiroler Ache nicht in der Nähe der Mündung überquert werden kann, muss man durch den Heinrichswinkel und das Dörfchen Seethal zurück bis zur Autobahn und dann über die Ache fahren.

In Seethal kann man hervorragende Chiemseefische beim Sonnenhof essen! Sehr empfehlenswert! Serviert wird fangfrisch, was der Fischer am Morgen gefangen hat – darum ist auch nicht jeden Tag alles zu haben.

Nach der Achenbrücke geht es wieder nach Norden auf den See zu in die Hirschauer Bucht. Das “Wirtshaus zur Hirschauer Bucht” ist bekannt für guten Fisch, den weltbesten Kartoffelsalat und eine schöne Terrasse. Hier einzukehren lohnt sich immer.

20180906_134535Der Beobachtungsturm an der Hirschauer Bucht ist auch bekannt – besonders Tierfotografen kommen gerne hierher. Die leichte Erreichbarkeit (man kann mit dem Auto bis kurz vor den Turm fahren) und die guten Beobachtungsmöglichkeiten führen dazu, dass sich oft fünf oder mehr Beobachter und Fotografen mit Stativen dort drängen und nur sehr, sehr widerwillig Platz machen für den Gelegenheitsbeobachter. Die Freundlichkeit gegenüber dem Laien wird dann nur allzu gerne vergessen.

Der Blick schweift hier weit über den See und die Schilfgebiete links und rechts. Im Schilf gibt es im Frühjahr Blaukehlchen zu beobachten, der Eisvogel kommt immer wieder vorbei. Zwergtaucher schwimmen in den Seerosen und dieses Mal hat auch eine Ringelnatter gezeigt, dass sie hochseetauglich ist. Ansonsten gibt es Reiher-, Tafel-, Schnatter- und Kolbenenten, Graugänse, Silber- und Graureiher und hin und wieder auch die kleineren Seidenreiher.

Das Schilf ist das bevorzugte Jagdrevier der Rohrweihe, der Auftauchen meist vom panikartigen Flüchten sämtlicher Wasservögel begleitet wird.

Seit vielen Jahren kann man hier auch drei ausgebüxte Flamingos beobachten, die zwischen Inn, Chiemsee und den mittleren Isarstauseen pendeln.

Wir sind von der Hirschauer Bucht wieder zurückgefahren bis zur  Autobahn und dann unter der Autobahn hindurch nach Übersee zum Bahnhof.

Hier muss ich als Waschbär mal was sagen! Wieso heißt es eigentlich “Übersee am Chiemsee”? AM See ist das ja nun nicht gerade. In der Nähe, ja. Aber AM See ist schon Etikettenschwindel. Es sind immerhin 3 Kilometer von Übersee bis zur nächst gelegenen Uferstelle.

20180906_090821Von Übersee fährt der Meridian ohne Umsteigen zurück nach München. Eines hat mich allerdings sehr genervt: Gleis 3 ist nur über Treppe-runter und Treppe-rauf erreichbar. Mit Fahrrädern ist das eine Zumutung. Ist das eigentlich so schwer, eine Rampe zu bauen? Es muss ja wirklich nicht immer ein Aufzug sein, aber auf einer Seite eine Rampe – das kann doch so schwer nicht sein!

Eine Anmerkung noch zum Chiemseeradweg: er ist bekannt. Und beliebt. Sehr bekannt und sehr beliebt. Entsprechend hoch ist das Aufkommen der Radfahrer. Ich rate dringend davon ab, den Radweg am Wochenende im Sommer zu fahren. Selbst während der Woche ist es kein Radweg, auf dem man gemütlich plaudernd nebeneinander radfahrend entspannen kann.

Fahrt sicher!

Euer Waschbär mit Mensch

 

 

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