„Hör gut zu, hör zu!“ Ja, wem denn? Der Ringeltäuberich sitzt auf dem Dach und will wohl was erzählen.
Die größte Taubenart in Mitteleuropa ist mit einer Flügelspannweite von fast 80 cm die Ringeltaube, sie größer als die meisten Haustauben. Gut 500 Gramm bringt so eine Taube auf die Waage. Sie ist typisch taubengrau mit hellerem Bauch und einem markanten weißen Fleck an beiden Halsseiten, der von einem schillernden Band fortgesetzt wird. Im Nacken kann das Band purpurrot sein. Der Schnabel ist rosa oder sogar tiefrot mit einem weißen Höcker am Ansatz.
Viele meinen, die beiden weißen Flecken am Hals seien namensgebend für die „Ringel“-Taube – ein weißer Halsring eben. Aber das war nicht der Grund für den „Ringel“ im Namen. Das bezieht sich auf das auffallende weiße Band auf dem Oberflügel, das sehr gut zu sehen ist, wenn die Taube auffliegt. Also ein Flügel-Ringel.
Im Frühjahr und Frühsommer kann man die auffallenden Balzflüge der Täuberiche sehen. Sie steigen steil in den Himmel, klatschen ein paar Mal die Flügel zusammen („Guckt mal alle her!“), breiten dann die Flügel aus und gleiten langsam wieder herunter. Dann steigen sie wieder, klatschen und machen so wellenfliegend die Damenwelt auf sich aufmerksam. Erhört ihn eine Taube, wird sie auf dem Boden oder einem Dachfirst umbalzt – gurrend, knicksend, den Kropf aufblasend tippelt er eifrig um die Dame herum. Gefällt man sich, wird geschnäbelt. Das ist ein angedeutetes Fütterungsverhalten – vielleicht will Frau Taube herausfinden, ob er auch gut für die Familie sorgen kann.
Zur Revierabgrenzung wird auch gerufen, dumpf gurrende fünfsilbige Strophen sind üblich: DUUUU-duu, dooo-dooo, du. Die erste Silbe ist immer laut und deutlich zu hören, dann geht es leiser, dumpfer weiter.
Den Spruch übersetzt man mit:
Nicht so wild, Daisy, Du!
Oder
Du Strohkopp, Du!
Aus Celle kommt der Spruch:
Trag Holz zu, truuste Fruuu!
(truuste Fru: treueste Frau)
Ringeltauben sind in Norddeutschland teilweise Zugvögel, teilweise bleiben sie im Winter da. Aus Nordeuropa ziehen alle Ringeltauben nach Süden. Sie ziehen nicht allzu weit und überwintern in Südeuropa an der Atlantik-Küste oder im nördlichen Mittelmeer. Bis April sind auch die nördlichsten Vögel wieder in ihren Brutgebieten.
