Rucola auf Borkum

20171231_134204Ob ich heute Rucola in den Salat gebe? Den haben wir auf Borkum gesehen und ich war ganz baff, dass der gar nicht wie Salat aussieht!

 

 

Mit einer Salatpflanze hat das Aussehen der Rauke oder des Rucola nicht viel gemein. An Salatblätter denkt man nicht gerade, wenn man sie sieht.

Wild wächst in Deutschland die Wilde Rauke, botanisch heißt sie auf Deutsch “Schmalblättriger Doppelsame”. Der lateinische Name ist Diplotaxis tenuifolia.

Schmalblättriges Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia)Die Wilde Rauke gehört zu den Kreuzblütlern, lateinisch heißen sie Brassicaceae. Fleißige Asterix-Leser wissen jetzt, dass das irgendwas mit Kohl zu tun hat (siehe Asterix bei den Belgiern: “Weißt Du, wohin Du Deine Brassica pflanzen kannst?”).

Nach Wirsing oder Blumenkohl sieht die Pflanze auch nicht gerade aus – das liegt daran, dass wir von den Gemüsekohlsorten die Blüten nie sehen. Aber Ihr kennt alle Raps – auch ein Kreuzblütler und damit eine Verwandtschaft der Wilden Rauke. Und dem Raps sieht die Pflanze schon sehr viel ähnlicher. Auch die Senfpflanze sieht ganz ähnlich aus.

 

14-10-_2018_15-52-44aDie Wilde Rauke ist eine kräftige Pflanze, die mehrere Jahre wächst und ab dem zweiten Jahr auch blüht. Im ersten Jahr bildet die Pflanze nur eine Blattrosette aus, wächst also ziemlich flach und niedrig am Boden. Später wird sie bis zu 70 cm hoch, hat gelbe Blüten mit vier Blütenblättern, die wie ein Kreuz angeordnet sind – das typische Merkmal aller Kreuzblütler.

 

Die Blütenblätter sind kräftig schwefelgelb, unterseits etwas heller und recht groß. Die Blüten stehen am Ende des Stiels zu einer Traube zusammen. Von Mai bis September blüht die Pflanze – oder bis zum Oktober wie in diesem Jahr.

20181005_152533aDie Blätter sind typisch Rucola – länglich mit Einbuchtungen, etwas rau beim Anfassen und mit dem scharf-würzigen Geruch und Geschmack von Rucola. Das liegt an den Senfölen, die in vielen Kohlgewächsen vorkommen.

Wild wachsende Pflanzen können bitter schmecken, sie haben eine geringe Konzentration (5 %) einer giftigen Substanz, der Erucasäure. Das ist die bei Lebensmitteln erlaubte Menge von Erucasäure. Gezüchtete Rucola-Pflanzen haben einen geringeren Gehalt an diesem Zeugs.

Wer die Wilde Rauke ernten will sollte das vor der Blüte tun. Mit der Blüte sollen die Blätter scharf und bitter werden (ich habe es noch nicht ausprobiert, aber so liest man in der Literatur). Am besten sollen die Blätter sein, wenn man nur die Rosette (also die am Boden wachsenden Blätter des ersten Jahres) erntet, bevor der Stängel austreibt. Blätter von älteren Pflanzen eignen sich als Würze – sagt man. Vielleicht als Pesto?

Neben dieser in Deutschland auch wild wachsenden Art gibt es noch die Garten-Senfrauke (Eruca vesicaria). Das ist die “klassische” Rucola-Pflanze aus Südeuropa. Sie liebt noch mehr als die Wilde Rauke die Sonne und einen sandig-lehmigen Boden.

Wie kommt die Rauke zu ihrem komischen Namen? Schmalblättrig kann ich ja verstehen – aber “Doppelsame”?

Der Schmalblättrige Doppelsame hat seinen deutschen Namen von den Früchten: wie bei allen Kreuzblütlern sind das lange schmale Schoten. Beim “Doppelsame” sitzen die Samenkörner in dieser Schote immer in zwei Reihen nebeneinander. Also doppelte Samen. Berührt man die reifen Schoten, platzen sie auf und verstreuen ihre Samen in der Gegend.

In Deutschland kann man die Wilde Rauke seit 1798 sicher nachweisen. Eigentlich kommt sie aus Süd-, Mittel- und Osteuropa. Als südliche Pflanze liebt sie Wärme und Licht, in Deutschland findet man sie auf Brachen, im Schutt und an Wegrändern.

Mit vielen Grüßen von

Waschbär und Mensch, die jetzt Salat machen – ohne Rucola

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