Vilstal-Radweg Tag 2

DSC07601Gemüse, Gemüse, Gemüse! Soviel Kohl und Zwiebeln und Gurken und Kartoffeln. Wer isst das bloß alles?

 

Der zweite Tag führt uns kilometerweit durch ein Gemüseanbaugebiet – da hat nicht nur der Waschbär gestaunt. Von Reisach geht es ostwärts immer links und rechts entlang der Vils über Eichendorf und Aldersbach nach Vilshofen an der Donau. Verfahren kann man sich eigentlich nicht, der Vilstalradweg ist überall gut beschildert. Man muss nur gut aufpassen, weil es viele Abzweigungen gibt. Hat man ein Schild übersehen, hält man sich am besten an die grobe Richtung nach Osten, dann trifft man irgendwann schon wieder auf die Bayern-Radweg-Schilder.

10.09.2018

Das Vilstal gehört zum nördlichen Isar-Inn-Hügelland. Nachweislich seit 7000 Jahren siedeln hier Menschen und haben schon früh Ackerbau betrieben. Dem fruchtbaren Boden sei Dank, der Bodenkundler spricht von Parabraunerde. Wichtig ist, dass sie locker ist und sich schnell erwärmt. Das mögen besonders die Gurken. So gehört das Vilstal heute zu einem der größten Gemüseanbau-Gebiete in Bayern.

Salat so weit man gucken kann, Rot- und Weiß- und Blumenkohl, Wirsing, Zuckerrüben, Zwiebeln und Kartoffeln.

Reihenweise Kopfsalat und Batavia, Weißkohl …

Salatfelder Weißkohlfeld 

… Kürbis und Zucchini …

Kürbisfeld Zucchinifeld

… und natürlich Gurken, Gurken, Gurken!

Bockerlbahn-Radweg bei GurkenernteDie Ernte ist Handarbeit – jeder Blumenkohl-Kopf wird von Hand herausgeschnitten, jeder Kohlkopf von Hand geschnitten und geputzt, jede Zucchini gebückt von der Staude geschnitten und jede Gurke, jede einzelne Gurke für Cornichons oder Mini-Salatgürkchen von Hand gezupft. Dazu liegen die Pflücker bäuchlings auf einem Gurkenflieger, der in der Tat von ferne wie ein Flugzeug aussieht und langsam über die Gurkenfelder fährt. Im Vorbeifahren zupfen die Erntehelfer die Gürkchen. Jeder bringt sich eine dicke Matratze, Decken, irgendwas Weiches mit.

Bisherige Versuche, automatisch Kohl oder Gurken zu ernten, sind gescheitert. Es ist und bleibt wohl noch eine Weile mühsame Handarbeit. Habt also ein bisschen Ehrfrucht vor den Gewürzgürkchen.

Wir haben auch Rotkohl-Felder gesehen. Oder heißt das Blaukraut? Mensch, wo ist dann da der Unterschied?

Da ist gar kein Unterschied. Rotkohl, Rotkraut oder Blaukraut – alles die gleiche Pflanze mit dem komplizierten wissenschaftlichen Namen Brassica oleracea convar. capitata var. rubra L.

Roh ist die Pflanze immer violett. Je nach Zubereitung wird sie dann beim Kochen rot oder blau und so zu Rotkohl oder Blaukraut. Kommen saure Zutaten ins Gericht, werden die Blätter rot – mit Essig und Wein wird’s ein Rotkohl, üblich in Norddeutschland und Baden. Kommt eher Zucker oder sogar Natron dazu, wird’s Blaukraut, wie man es in Süddeutschland serviert. Kraut sagt man im Süden, Kohl im Norden.

Blaukraut - Rotkohl

Und weil man in Bayern  “Blaukraut” kocht, gibt es dort einen schönen Spruch: “Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid”. Sagt das mal ganz schnell auf – der ultimative Alkoholtest!

Bei all dem Gemüse darf man nicht vergessen, dass man durch eine wunderschöne Landschaft fährt. Ein weiter Blick, ruhige Straßen, viele kleine Dörfer – entspanntes Fahrradfahren. Der Vilstalradweg kreuzt bei Aufhausen den Bockerlbahn-Radweg, der die  Verbindung zum Isarradweg im Westen und dem Innradweg im Osten herstellt. Wem also der Sinn nach anstrengenderen Routen ist, kann hier abbiegen und sich mit Steigungen plagen.

VilshofenBevor man Vilshofen an der Donau erreicht, müssen Fluss und Fahrradweg sich durch einen engen Durchbruch quetschen. Hier hat sich die Vils durch Granit gearbeitet, der heute noch gut sichtbar an den Hängen ansteht. Fast hundert Jahre wurde dieser Granit abgebaut. Er ist sehr hart und kann deswegen nicht als Baustein verwendet werden, war aber als Gleisschotter und Straßenpflaster sehr begehrt.

1860 erhielten die Vilshofener den Zuschlag, die Maximilianstraße und –brücke in München mit ihrem Granit zu pflastern. Auch andere Münchner Straßen sind mit Vilshofener Granit gepflastert worden. Diese Katzenköppe haben bis heute überlebt, selbst der Autoverkehr konnte ihnen bis jetzt noch nichts anhaben!

Der Vilstalradweg endet hier nach fast 120 km und mündet in den Donauradweg, dem wir morgen bis Passau folgen werden. Für heute ist erst mal Schluss und wir machen auf der nördlichen Donauseite in Windorf Quartier im Gasthof Moser.

Bis morgen verabschieden sich Waschbär und Radfahrer!

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